SWR 2 „Die Musik-Reihe“



SWR: Die Musik-Reihe



vom 17. Juni 2005 bis 15. Juli 2005


(jeweils freitags 19 – 20 Uhr)



Der englische Komponist Arthur Sullivan“



von Meinhard Saremba



Arthur Sullivan (1842-1900) war der bedeutendste britische Komponist des 19. Jahrhunderts. Mit seinen Liedern, Orchesterwerken, Kantaten und Opern sowie seinem Engagement als Dirigent, Festspielleiter und Musikforscher gab er dem britischen Musikleben, das nach dem Tode Purcells in eine Krise geraten war, entscheidende neue Impulse. „In der Tat war Sullivan bekanntlich der Pionier, der England von seinem Ruf als 'Land ohne Musik' befreite, so dass es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts seine Stellung als eine der führenden Musiknationen der Welt behauptet“, notierte der Dirigent Sir Charles Mackerras, Vorsitzender der Sir Arthur Sullivan Society, im Geleitwort zur ersten deutschsprachigen Sullivan-Biografie. Den Nachruhm sicherten Sullivan vor allem seine komischen Opern, zu denen ihn sein Freund Gioacchino Rossini angeregte. Zu Unrecht ignoriert wurden Jahrzehnte lang sein übriges umfangreiches Schaffen für Bühne und Konzert. Erst heute ermöglichen neue Aufnahmen und Forschungsergebnisse ein umfassenderes Bild. In der fünfteiligen Reihe von Meinhard Saremba wird das Lebenswerk von Arthur Sullivan vorgestellt an Hand von exemplarischen Klangbeispielen auch selten gespielter Werke, begleitenden Kommentaren und Zitaten. Stellungnahmen von führenden Künstlern und Musikforschern runden das Bild einer Künstlerpersönlichkeit ab, die an Profil gewinnt, wenn man die vielfältigen Wechselwirkungen des Œuvres genauer beleuchtet.





Mitschnitte sind erhältlich über den SWR Media GmbH Mitschnittdienst Baden Baden,

Tel:. 07221/929-6030







Der englische Komponist Arthur SullivanArthur Sullivan“ – Themen und Termine



1. Die Unperson der britischen Musik (17. Juni 2005)

Er war der international berühmteste englische Komponist seiner Generation, dennoch reduzierte ihn die Nachwelt nur auf eine Hälfte des angeblich untrennbaren Duos „Gilbertandsullivan“. Er leistete wertvolle Beiträge zu allen musikalischen Gattungen und gab dem englischen Musikleben entscheidende Impulse, trotzdem behauptete das Kulturestablishment, er habe am Aufblühen des englischen Musiklebens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts keinerlei Anteil gehabt. Die neuen Einsichten einer jüngeren Generation, die Arthur Sullivan (1842-1900) vor dem Hintergrund einer verfälschenden Musikgeschichtsschreibung betrachtet, gehört derzeit zu den spannendsten Forschungsgebieten der Musikwissenschaft. Sullivans Lebenswerk lässt sich nur angemessen würdigen, wenn man die Wechselwirkungen seines reichhaltigen Œuvres in Betracht zieht.



2. Um die Klangwelt in achtzig Werken (24. Juni 2005)

Arthur Sullivan komponierte Werke in jeder Gattung, wobei es ihm mühelos gelang, allen erdenklichen Atmosphären, Stimmungen und dramatischen Situationen gerecht werden. Stets legte er Wert darauf, dass in seinem Werk „Orchesterfarben eine so große Rolle spielen, dass es seinen Reiz verliert, wenn sie ihm genommen werden“. Auch sein Geschick bei der Vertonung englischer Texte ist unerreicht. In Interviews gab er Einblick in seine „Komponistenwerkstatt“; an Hand von Skizzen zu frühen Entwürfen lässt sich beispielsweise die Entwicklung bei der Vertonung einer heiklen Opernarie deutlich machen. Bei einem umfassenderen Blick auf sein Gesamtwerk erweist sich Sullivan als einer der flexibelsten Komponisten seiner Generation.



3. Der Komponist Ihrer Majestät (1. Juli 2005)

Den Ritterschlag zum „Sir“ Arthur erhielt Sullivan im Mai 1883 nicht für seine komischen Opern, sondern für die Verdienste, die er sich mit seinen Chor- und Orchesterwerken um das englische Musikleben erworben hatte. In Anbetracht seiner Stellung blieben Aufträge aus dem Königshaus nicht aus. Indem er in Schauspielmusiken, Kantaten und Opern, vielfach für historische Stoffe, den richtigen Ton fand, traf Sullivan den Nerv der Zeit. Um seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, fand er in seinen dramatischen Kantaten einen Ausgleich für die mangelnden Aufführungsmöglichkeiten an Opern; zugleich beugte er einer denkbaren hurrapatriotischen Vereinnahmung vor, indem er auch Werke schrieb, in denen er sich über das Empire lustig machte.



4. Vom Individuum und dem Allgemeingültigen (8. Juli 2005)

Nach eigenem Bekunden bestand Arthur Sullivans Ziel als Opernkomponist darin, „eine menschlich reizvolle und glaubwürdige Geschichte“ zu vertonen und in seiner Musik „das emotionale Moment nicht nur der Worte, sondern vor allem der Situation zu verstärken“. Die berufliche Partnerschaft mit Gilbert scheiterte letzten Endes daran, dass ihm der Schriftsteller dies nicht zugestehen wollte. Sullivan fand indes wiederholt Gelegenheit, in seinen Opern und konzertanten Musikdramen mit musikalischen Mitteln Situationen und Charaktere psychologisch sensibel darzustellen. In vielen Solo- und Ensembleszenen gelang es ihm, Momenten von großer emotionaler Intensität und menschlichen Grenzerfahrungen einen universellen Charakter zu verleihen.



5. Auf dem Weg ins 21. Jahrhundert (15. Juli 2005)

Die Auseinandersetzung mit dem Lebenswerk Arthur Sullivans ist derzeit eines der lebendigsten Gebiete der Musikforschung. Ein reicher Schatz an Kantaten und Orchesterwerken aus viktorianischer Zeit wird in neuen Editionen wieder entdeckt, so dass durch eine umfassendere Perspektive erstmals eine angemessenere Würdigung von Sullivans Schaffen möglich ist. Nachdem der für die Verbreitung seines Werks beeinträchtigende Kulturprotektionismus der D'Oyly Carte Opera Company der Vergangenheit angehört, bieten sich zudem neue Möglichkeiten einer szenischen Auseinandersetzung. Zusätzlich stellt sich die Frage, welche Perspektiven der Sullivan-Rezeption sich für Bühne und Konzert im 21. Jahrhundert ergeben.








Weitere Sendungen des Autors zum Theme englische Musik:



Idealwelten des Bürgertums – Die Renaissance des Keltischen in der Musik“
SWR, Baden-Baden, Redaktion: Dr. Lydia Jeschke
Erstsendung: 11. November 2010
Länge: ca. 54'.


Zur Person: Sir Adrian Boult“
SWR, Baden-Baden, Redaktion: Dr. Gabriele Beinhorn
Erstsendung: 5. April 2009
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Prisma Musik: Edward Elgar (zum 75. Todestag)“
NDR, Hamburg, Redaktion: Hans-Heinrich Raab
Mitschnitt unter E-Mail:
ndrmitschnittservice@ndr.de
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Länge: ca. 112'.


Edward Elgar und seine Musik
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Sendung: 13. Juni 2007
Länge: ca. 56'.


Zur Person: Edward Elgar
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Sendung: 3. Juni 2007
Länge: ca. 110'.


Roger Norrington – Streifzüge durch die Musikgeschichte“, Teil VII
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7-Teilige Reihe (20. Februar – 2. April 2004)
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"Weder Fisch noch Fleisch" - Die Renaissance der britischen Musik im 19. und 20. Jahrhundert
SDR, Stuttgart, Redaktion: Dr. Marlene Weber-Schäfer.
Sendung: 2. Februar 1995.
Länge: ca. 85'.






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Zu www.sullivan-forschung.de



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